Zwei Mitarbeiterinnen der GLS Bank wollten einmal testen, wie sich ein Fahrzeug mit Range Extender im Alltag fährt. Den Nissan Leaf und den Peugeot iOn kannten sie schon, aber leider ist die Schnelladeinfrastruktur für eine nächtliche Strecke nach Köln noch nicht gut genug ausgebaut. Um also ein REx-Fahrzeug zu testen, haben sie unser Elektrofahrzeug für einen Tag bekommen – und folgenden Erfahrungsbericht abgeliefert. Viel Spaß beim Lesen! [UPDATE]Das E-Auto Blog E-Auto.TV hat den Post ebenfalls veröffentlicht.[/UPDATE]
Da standen wir beide nun – mit 2 Karten für Katy Perry in Köln und dem neuen Nissan Leaf meiner Freundin. Wir müssen stressfrei von Bochum nach Köln und zurück kommen. Ohne aufzutanken schaffen wir das nicht. Und vor oder nach dem Konzert eine funktionierende Schnellladesäule finden – nein, das war uns zu riskant – am nächsten Tag wartete die Arbeit auf uns (am Wochenende hätten wir es gewagt). Was nun? Zug? Ja geht: Hin auf jeden Fall – zurück eher schwierig wegen der Zeitbindung und mit 50 € pro Karte und Nase auch nicht gerade günstig.
Tickets waren da. Aber wie kommt man trotz fehlender Schnelladeinfrastruktur mit einem E-Auto nach Kökn?
Wir wollen weitestgehend elektrisch nach Köln. Flugs bei ruhrmobil-E einen BMW i3 angefragt (herzlichen Dank an Uwe von E-Auto.TV für die Vermittlung). Spannend, da stand er nun also.
Karte auf die Windschutzscheibe gelegt und die Tür öffnete sich wie von Zauberhand. In der Mittelkonsole lag der Schlüssel. Probesitzen: Ein tolles Gefühl – auf dem Fahrersitz. Als Passagier auf der Rückbank muss man sich erst an das Procedere mit den Türen gewöhnen. Die hintere Türe lässt sich nur öffnen, wenn die vordere Türe auch geöffnet ist. Hat etwas von Sokoban (dem Computerspiel) – lässt sich mit etwas Geschick aber auch bewerkstelligen. Nach kurzer Einweisung ging es los auf eine Runde um den Block. Alles klar – wir wissen Bescheid (zumindest theoretisch).
Pünktlich um 17.00 Uhr starten wir den i3 (zappen uns durch den Bordcomputer und werfen mangels eingebautem Navi doch das Handy an) und es geht los Richtung Essen und weiter nach Köln. Fährt sich super der „Kleine“ – liegt sehr gut auf der Straße. Bei Tempo 110 kommt das akustische und optische Signal der Geschwindigkeitswarnung (lässt sich individuell einstellen) und man kann es getrost ignorieren (wobei ich die meiste Zeit zwischen 95 und 110 km/h unterwegs war – das ist die ökologischte Fahrweise). Ich warte sehnsüchtig darauf, dass die Kapazitätsanzeige vom Strom auf unter 75 % rutscht und schalte den Range Extender zu. Dies muss man etwas im Auge behalten – beim späteren Starten ist dieser wieder deaktiviert und benötigt wieder 3 Klicks. [Anmerkung der Redaktion: in der Anfangszeit musste man beim i3 sehr frühzeitig den Range Extender dazuschalten. Das ist nicht mehr so, die Nutzerinnen hatten aber nur die Range-Extender-Probleme in der Anfangszeit mitbekommen, nicht aber die Lösung dieser Probleme. Das Auto macht also mittlerweile alles automatisch.] In Köln angekommen finden wir ohne Stau den Weg zum Arenaparkhaus und bekommen mit etwas List meiner Beifahrerin einen Frauenparkplatz auf Ebene E. Unser unser Armaturenbrett folgendes an:
Nach der Fahrt nach Köln sah es im Cockpit so aus.
Das gibt uns ein beruhigtes Gefühl und wir verlassen das Parkhaus. Der Ausblick von der Plattform ist traumhaft – schade, dass wir den i3 nicht mit aufs Bild nehmen konnten 😉
Das Konzert war toll – relativ wenig Kulisse, dafür viel Licht (da schließ sich der Kreis wieder zum E-Auto) und gegen 23.15 Uhr machen wir uns auf den Heimweg. Wir sind ruck zuck raus aus Köln und wollen nun für unsere Nerven doch ein paar Liter nachtanken. Auf der Autobahn A1 bei der Abfahrt Burscheid kommen wir zu einem schweren Unfall – haben jedoch Glück, dass wir spät genug dort waren, um nicht verwickelt zu werden und früh genug, bevor die Autobahn für 1,5 Stunden zum Abtransport der Unfallfahrzeuge gesperrt wurde. Wie ich am nächsten Tag gelesen habe, war ein Reifenplatzer schuld an einer Massenkarambolage mit mehreren Fahrzeugen und einem Schwer- und einigen Leichtverletzten. An dieser Stelle gute Besserung allen Beteiligten.
Der Blick von oben: ein abendliches Lichtermeer.
Nach ein paar Kilometer kommen wir nach einer endlosen Baustelle zur Raststätte Remscheid und wollen tanken. Den Rüssel in die Tanköffnung gesteckt (vorne rechts – da muss man sich auch erst daran gewöhnen 😉 ) und was passiert? Nichts. Der Mitarbeiter steckt seinen Kopf aus seinem Häuschen und ruft uns zu, dass es 00.00 Uhr ist und wir ein paar Minuten warten müssten wegen Abrechnung – kein Problem – der Tag ist ja noch jung. Ich gehe mit hoch erhobenem Haupt und dem guten Gefühl, vollgetankt zu haben, zur Kasse und lege 11 € auf den Tresen. Also denn, lasst uns die letzten Kilometer hinter uns bringen – das Bett ruft.
Im Nachtquartier (wo sonst der Nissan Leaf schläft) angekommen, muss ich den i3 relativ knapp links an der Wand parken, damit wir an die Steckdose hinten rechts kommen. Mist, die Fahrertür geht nicht weit genug auf. Also über den Beifahrersitz ausgestiegen. Das geht total unkompliziert, weil die Mittelkonsole nicht ganz bis nach vorne durchgezogen ist. Den i3 angeschlossen, blinkt er rot und meckert „nicht genügend Ladestrom“ oder so etwas. Nochmal angeschlossen und gehofft, dass er nun lädt.
Am nächsten Morgen sehen wir, dass er nicht geladen hat. Wir haben einen vollen Tank und 35 km Fahrt vor uns bis Bochum bei 55 % E-Kapazität. Also kein Problem. Wieder über den Beifahrersitz „eingestiegen“, kommt das schwierigste überhaupt: Wie bekomme ich den i3 aus der Garage (die nicht einfach frei steht), ohne ihn an einer Ecke zu touchieren? Nach einigen Versuchen überlasse ich das Ausparken der Besitzerin der Garage – das ist mir lieber 😉 Nochmal für 5 € getankt an dann wieder an den Ladepunkt gehangen, nehme ich (mit einer kleinen Träne im Auge) Abschied vom i3. Mach’s gut – vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Du warst uns ein toller Begleiter und ich bin – ehrlich gesagt – etwas verliebt (und das schreibt eine Frau, die ihr eigenes Auto verkauft hat und fast nur noch mit dem ÖPNV unterwegs ist).
Der BMW i3 in der Totale.
Mein Fazit nach 200 km mit dem BMW i3: Ein tolles, unkompliziertes Auto, was sicherlich einen stolzen Preis hat. Mit dem Range Extender hat man quasi unbegrenzte Reichweite. Ein fest eingebautes Navi würde ich mir gönnen (während der Fahrt auf 3 Displays schauen zu müssen, finde ich etwas overdone) – und eine freistehende Garage 😉 – wenn der i3 auf meiner Liste der in 2015/2016 zu realisierenden Projekte – stünde. Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich (im Gegensatz zu dem von mir bereits 4 Wochen gemieteten Peugeot iON), dass ich oft nicht wusste, „ist er jetzt an, oder nicht“? Das sehr deutliche akustische Signal gefällt mir hier beim iON besser. Ansonsten schadet auch etwas Sportlichkeit nicht im i3 – Parken um zu Tanken erfordert sicherlich so manches Mal einige unkonventionelle Ausstiege 😉